Der Name „Lugdunin“ leitet sich ab vom Namen des Bakteriums, das ihn produziert: Staphylococcus lugdunensis. Dieses Bakterium lebt bei einigen Menschen natürlicherweise in der Nase.

Dass Lugdunin resistente Erreger bekämpfen kann, fanden Andreas Peschel und Kollegen der Universität Tübingen heraus. Veröffentlicht haben sie ihre Forschungsergebnisse unter dem Titel „Human commensals producing a novel antibiotic impair pathogen colonization“ in der Fachzeitschrift „Nature“, Ausgabe 535, vom 28. Juli 2016.

Das Battle der Bakterien
In deutschen Krankenhäusern stellen multiresistente Keime, also Bakterien und Viren, ein enormes Problem dar. Denn bis zu 15.000 Menschen pro Jahr könnten daran sterben, wie hier nachgelesen werden kann. Ein gegen das Antibiotikum Methicillin resistentes Bakterium ist Staphylococcus aureus. Die Abkürzung dafür lautet „MRSA“.

„Diese Erreger sind in Krankenhäusern ein großes Problem“, meint Peschel gegenüber der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Es soll sogar Prognosen geben, die besagen, dass es in den nächsten Jahrzehnten mehr Todesfälle wegen antibiotikaresistenter Bakterien geben könnte als wegen einer Krebserkrankung.

Staphylococcus aureus kommt bei rund einem Drittel der Bevölkerung von Natur aus in der Nase vor: Ist der Mensch gesund, passiert nichts. Ist er krank, kann dieses Bakterium für ihn den Tod bedeuten. Die Forscher haben im Labor verschiedene Bakterienstämme mit Staphylococcus aureus gemischt: Von Styphylococcus lugdunensis wurde es zurückgedrängt beziehungsweise zum Absterben gebracht.

„Die Wissenschaftler entdeckten einen neuen Stoff, der den Tod von Staphylococcus aureus bewirkt und den sie Lugdunin nannten, sowie die Gene für seine

Herstellung“, heißt es in einer Pressemeldung der Universität Tübingen. „Die weitere Forschung ergab, dass Lugdunin auch bei anderen Bakterienstämmen hilft, die gegen Antibiotika resistent sind.“

Entdeckung einer neuen Stoffklasse?
Belegt wurde diese Wirkung einerseits durch Tests auf der Haut von Mäusen. Andererseits wurden 187 Menschen Proben aus den Nase entnommen: „Bei Probanden, in deren Nase Staphylococcus lugdunensis siedelte, kamen nur in 5,9 Prozent der Fälle auch Staphylococcus aureus vor. Bei Patienten ohne Staphylococcus lugdunensis waren es 34,7 Prozent.“

Eigentlich werden Antibiotika ausschließlich von Bodenbakterien und Pilzen gebildet. „Die Vorstellung, dass die menschliche Mikroflora ebenfalls eine Quelle von antimikrobiellen Stoffen sein könnte, ist eine neue Entdeckung“, so Peschel.

Chemisch betrachtet gehört Lugdunin in eine neue Stoffklasse, „die sich zwar aus bekannten Aminosäuren zusammensetzt, deren Kombination aber keinem anderen bislang bekanntem Antibiotikum ähnelt“. Sehr auffällig seine eine große Ringstruktur. Das könnte laut Peschel der Ursprung für den Wirkmechanismus dieses neuen Antibiotikums sein.