Die israelische Soziologin Orna Donath hat voriges Jahr Forschungsergebnisse ihrer Studie „Regretting Motherhood“ („Mutterschaft bereuen“) öffentlich gemacht und damit eine Debatte zum Thema Kinderkriegen bereuen ins Rollen gebracht.

Mehr als die Hälfte hat Verständnis
Mitarbeiter des Markt- und Beratungsinstituts YouGov haben unter dem ähnlich klingenden Titel „Regretting Parenthood“ („Elternschaft bereuen“) eine Studie durchgeführt. Demnach würden 20 Prozent der deutschen Eltern keinen Nachwuchs in die Welt setzen, wenn sie noch einmal die Wahl hätten. 52 Prozent, also etwas mehr als die Hälfte, gaben an, dass das Elternsein zumindest ab und zu den persönlichen Interessen entgegensteht. Zwei von fünf Umfrageteilnehmern (44 Prozent) gaben an, dass sie sich (auch) schon für ihre Familie aufgeopfert haben.

„Die Gründe für das Bereuen liegen zum Beispiel im schwierigeren beruflichen Aufstieg oder in den eingeschränkten persönlichen Entfaltungsmöglichkeiten, die das Elternsein oftmals mit sich bringt“, sagt Holger Geißler, Sprecher von YouGov und vierfacher Vater. „Es zeigt sich, dass die politischen Diskussionen rund um die Themen Elternzeit, Kitaplätze und Frauenquoten von hoher Relevanz für Eltern sind.“

Dass es Frauen gibt, die es bereuen, Mutter geworden zu sein, können mehr als die Hälfte der Befragten (55 Prozent) verstehen. Dabei habe das Gefühl, wegen des Kindes oder der Kinder etwas nicht weiter verfolgt zu haben, keinen negativen Einfluss in puncto Zuneigung für den Nachwuchs: 95 Prozent sagten, dass sie ihre Sprösslinge lieben, und 77 Prozent, dass sie aufgrund der Elternschaft Genugtuung empfinden.

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Kind = Karrierekiller?
Dass das Elternsein für den beruflichen Weg von nachteilig ist, finden 33 Prozent der befragten Eltern: 44 Prozent der Mütter bejahen das verglichen mit 20 Prozent der Väter. Dass es von der Gesellschaft erwartet werde, in puncto Karriere zurückzustecken, wenn man ein Kind bekommt, sagen 54 Prozent der Mütter und 46 Prozent der Väter. 64 Prozent meinen, es gebe aktuell in Deutschland zu wenige Betreuungsmöglichkeiten.

Befragt wurden für die Studie „Regretting Parenthood“ 2.045 Personen ab 18 Jahre im Zeitraum 15. bis 17. Juni 2016. Von diesen Befragten gaben 1.228 an, ein Elternteil zu sein. Hintergrundinformationen zum Thema Kinderkriegen bereuen bietet das Buch „Regretting Motherhood: Wenn Mütter bereuen“ von Orna Donath, 272 Seiten, erschienen im Albrecht Knaus Verlag.