„Remigration“ ist das Unwort des Jahres 2023. Es war die 33. Wahl des Unwortes der gleichnamigen Aktion, die unabhängig und ehrenamtlich tätig ist. Der Jury, die „Remigration“ auf Platz eins gewählt hat, gehörten an: die vier Sprachwissenschaftler und Sprachwissenschaftlerinnen Dr. Kristin Kuck von der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Prof. Dr. Martin Reisigl von der Universität Wien, Prof. Dr. David Römer von der Universität Kassel und Prof. Dr.
Constanze Spieß von der Philipps-Universität Marburg sowie die Journalistin Katharina Kütemeyer. Zudem war diesmal das Ruprecht Polenz ehemaliges Mitglied des Bundestag der CDU, dabei.

Unwort des Jahres: Remigration, Sozialklimbim und Heizungs-Stasi
Diese Jury wählte aus 2.301 Einsendungen mit 710 verschiedenen Wort-Vorschlägen fast 110 Wörter für die Wahl aus, die den vorgegebenen Kriterien entsprachen. Die Top 3 zum „Unwort des Jahres 2023“ ist diese mit Auszug aus der Begründung, nachzulesen in der offiziellen Pressemitteilung:

1. „Remigration“ sei eine seit „2023 als rechter Kampfbegriff beschönigende Tarnvokabel und ein die tatsächlichen Absichten verschleiernder Ausruck“, welcher „aus der Migrations- und Exilforschung“ stammt, „der verschiedene, vor allem freiwillige Formen der Rückkehr umfasst (darunter die Rückkehr jüdischer Menschen aus dem Exil nach 1945)“. Der Begriff „Remigration“ werde „bewusst ideologisch vereinnahmt und so umgedeutet, dass eine – politisch geforderte – menschenunwürdige Abschiebe- und Deportationspraxis verschleiert wird“.
2. Das Wort „Sozialklimbim“ wurde „im Zuge der öffentlich-politischen
Diskussionen um die Kindergrundsicherung verwendet. In sozialpolitischen Debatten
steht das Wort für eine im Jahr 2023 wieder häufiger zu beobachtende klassistisch diskriminierende Rhetorik“, weil dadurch „die

Gruppe einkommens- und vermögensschwacher Personen herabgewürdigt und diffamiert“ werde.
3. „Heizungs-Stasi“ kam als Begriff auf im Zusammenhang mit „populistischen Stimmungsmache gegen Klimaschutzmaßnahmen (…). Diese werden als diktatorische Repressionen dargestellt, die gegen das Wohl der Bevölkerung durchgesetzt werden. Der Ausdruck verstößt gegen das demokratische Prinzip, weil er das demokratische Gesetzgebungsverfahren verunglimpft.“ Darüber hinaus werden laut Juryurteil „durch die Verwendung des Ausdrucks die Opfer der Staatssicherheit verhöhnt“.

Remigration – was ist das?
Unter „Remigration“ wird in der Migrationssoziologie und Wirtschaftssoziologie eine Rückwanderung beziehungsweise Rückkehrmigration verstanden: In dieser Phase eines Migrationsprozesses kehrt ein Mensch nach einer längeren Zeitspanne in einem anderen Land in sein Herkunftsland zurück, um sich dort erneut in die Gesellschaft einzugliedern.

Die sogenannte Neue Rechte, einer uneinheitliche, rechtsextreme politische Strömung in verschiedenen Staaten weltweit, nutzt „Remigration“ einerseits als Kampfbegriff und andererseits als Euphemismus für Vertreibung und Deportation. In Deutschland bekam der Begriff „Migration“ hohe Medienaufmerksamkeit wegen eines Treffens von Rechtsextremisten in einem Potsdamer Hotel im November 2023.