Briten für Brexit: Was nun?
Doch was bedeutet „Brexit“ überhaupt? Diese Wortneuschöpfung ist eine Zusammensetzung aus den englischen Begriffen „(Great) Britain“ für „(Groß-)Britannien“ und „Exit“ für „Ausgang, Austritt“. Die Wortvariante „Brixit“ tauchte das erste Mal vor vier Jahren auf in einem Artikel der britischen Wochenzeitung „Economist“. Dann entwickelte es sich zum Synonym für den Wunsch nach einer Abkehr des Landes von der EU.
Der britische Premierminister David Cameron von den Konservativen ist seit 2010 im Amt. Seitdem erstarkte die 1993 gegründete Partei UKIP („UK Independence Party“) immer mehr: Schloss Cameron zu Beginn seiner ersten Amtszeit ein Referendum über den Verbleib Großbritanniens in der EU noch aus, konnte er sich das offiziell seit 2012 vorstellen.
Brexit: Wie haben die Briten abgestimmt?
Schließlich kündigte er am 23. Januar 2013 an, dass er ein solches Referendum – sofern er dann noch Premierminister sein sollte – spätestens im Jahr 2017 abhalten werde. Dass er bis dahin mit den anderen EU-Mitgliedern über die britischen Position in puncto Reform der EU wolle, hat er schließlich auch getan.
Die Abstimmung über Austritt („Exit“, „Brexit“) oder Verbleib („Remain“, „Bremain“) in der EU wurde am 23. Juni 2016 durchgeführt, und das ist das Ergebnis, unterteilt nach Altersgruppen (Zahlen stammen vom Markt- und Meinungsforschungsinstitut YouGov):
1. 18- bis 24-Jährige: 24 Prozent für Brexit; bei einer (prognostizierten) Lebenserwartung von 90 Jahren für diese Gruppe müssen sie durchschnittlich 69 Jahre mit dieser Entscheidung leben.
2. 25- bis 49-Jährige: 39 Prozent für Brexit; bei einer Lebenserwartung von 89 Jahren für diese Generation müssen sie durchschnittlich 52 Jahre mit dem Votumsergebnis leben.
3. 50- bis 64-Jährige: 49 Prozent für Brexit; bei einer Lebenserwartung von 88 Jahren für diese Generation müssen sie durchschnittlich 31 Jahre mit dem Resultat leben.
4. Über 65-Jährige: 58 Prozent für Brexit; bei einer Lebenserwartung von 89 Jahren für diese Generation(en) müssen sie durchschnittlich 16 Jahre mit der Entscheidung leben.
Somit wird deutlich, dass die jungen Briten in der EU bleiben wollen – unter ihnen war die Wahlbeteiligung am geringsten. In der Gruppe Ü65 nahmen 90 Prozent an der Abstimmung teil.
Zunächst muss Großbritannien den EU-Austritt parlamentarisch beschließen – die EU mahnt eine schnelle Entscheidung an. Cameron hat am 24. Juni 2016, dem Tag der Verkündung des Brexit-Ergebnisses seinen Rücktritt für Oktober dieses Jahres angekündigt. Das bedeutet, dass der neue Premierminister die Verhandlungen mit der EU, wie der Austritt ablaufen soll, führen muss.
Die Schotten, die mehrheitlich für einen Verbleib gestimmt haben, streben jetzt ein zweites Unabhängigkeitsreferendum an. Ähnliche Stimmen kommen aus der britischen Hauptstadt London.
Die irisch-republikanische Partei Sinn Fein meint, dass nun der Zeitpunkt gekommen sei, um Nordirland mit der Republik Irland zu vereinigen, und Spanien erneuerte seine Ansprüche auf Gibraltar.
Das britische Pfund verlor und verliert gegenüber dem US-Dollar nach dem Brexit-Referendum (weiter) an Wert: Vor dem Wochenende war der Wechselkurs so niedrig wie zuletzt vor 31 Jahren – was die Touristen freut.