Laut der Bertelsmann-Stiftung erhöhte sich die Anzahl von Knieprothesen-Operationen im Zeitraum 2013 bis 2016 um knapp 169.000. Das ist ein Zuwachs um fast 18 Prozent.

Im Jahr 2016 waren unter den Patientinnen und Patienten, denen eine solche Prothese eingesetzt wurde, etwa 33.000 Personen jünger als 60 Jahre. Das ist ein Anstieg von 23 Prozent verglichen mit 2013 und um 31 Prozent im Vergleich zu 2009.

Das Problem, das die Stiftung darin sieht: Je jünger ein Patient bei dieser Operation (OP) ist, umso höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Knieprothese zu einem späteren Zeitpunkt ausgewechselt werden muss – ein weiterer chirurgischer Eingriff. Zu erklären sei der Anstieg bei den Unter-60-Jährigen „weder durch medizinische noch durch demografische oder geografische Einflussfaktoren“, heißt es in einer offiziellen Pressemeldung vom 19. Juni 2018.

Künstliches Kniegelenk: Ja zu OP zu schnell?
Brigitte Mohn, Vorstand der Bertelsmann-Stiftung, sagt: „Dass immer mehr jüngere Patienten Knieprothesen bekommen, lässt fragen, ob die Operationen wirklich medizinisch notwendig indiziert sind. Dies ist besorgniserregend.“ Das lässt vermuten, dass zu schnell eine Entscheidung für statt gegen eine Kniegelenk-OP mit Prothese getroffen werde.

Als mögliche Gründe für den Zuwachs werden genannt:

- Knieprothesen-Operationen seien für Kliniken finanziell reizvoller geworden wegen Erhöhungen einer zentralen Fallpauschale ab 2013
- Betroffene würden verstärkt nach künstlichen Kniegelenken fragen
- niedergelassene Ärzte hätten möglicherweise nicht ausreichend Geld für konservative Therapien bei Kniearthrose, zum Beispiel für Physiotherapie

Steigende Kniegelenk-OPs mit Prothese: Und was sagen die Ärzte?
Seitens des Berufsverbands der Deutschen Chirurgen e.V. habe es zu diesem Thema geheißen, entscheidend sei der Wunsch der Patienten: Sie würden anspruchsvoller werden und möchten vom medizinisch-technologischen Fortschritt profitieren.

In einer Stellungnahme der Deutschen Krankenhausgesellschaft e.V. heißt es: „Patienten mit Knieproblemen

haben in der Regel einen langen Leidensweg hinter sich, ehe operiert wird. Statistische Auswertungen greifen hier zu kurz. Entscheidend ist die individuelle Situation der Patienten.“

Die Bertelsmann-Stiftung listet Maßnahmen auf, um unnötige Kniegelenk-OPs zu vermeiden. Zudem steht in ihrer Meldung: „Wenn Patienten sorgfältig informiert werden, entscheiden sie sich seltener für eine Operation. Auch konservative Therapien können bei Kniearthrose die Beschwerden lindern.“ Wenn sich eine OP nicht vermeiden lasse, „sollten Patienten spezialisierte Kliniken mit hohen Fallzahlen auswählen“.