Besagte Kontraste-Sendung war am 24. Oktober um 21:45 Uhr in der ARD zu sehen. Darin wird geschildert, dass es in einer Kita in Berlin-Kreuzberg während des Original Play zu Übergriffen von Erwachsenen auf Kinder bis hin zu Gewalt und sexuellem Missbrauch gekommen sei – zwei Väter berichten vor der Kamera.

Original Play: Was ist das?
Die englische Bezeichnung „Original Play“ kann sinngemäß übersetzt werden mit „ursprüngliches Spielen“. Als Erfinder dieses Konzepts gilt der US-Amerikaner Fred O. Donaldson. Er grenzt das Original Play ab zum „Cultural Play“, also zum „kulturellen Spielen“, das Kindern beigebracht wird, damit sie sich an die Lebenswelt der Erwachsenen anpassen. Das entspreche nicht ihrer Natur, sondern das Original Play.

Erwachsene, die Original Play „unterrichten“ wollen, müssen einen Workshop besuchen. Kostenpunkt: 200 bis 250 Euro. Sie sind danach „Lehrlinge“. Organisiert werden die Workshops von der International Foundation for Original Play, einer Stiftung, die ihren Sitz laut ihrer deutschsprachigen Website in Polen haben soll.

Den Schilderungen in der „Kontraste“-Sendung nach zu urteilen, waren Eltern entweder nicht darüber informiert, dass in der Kita ihres Kindes Original Play durchgeführt wurde, oder es waren dann nicht die Erwachsenen als Teilnehmende dabei, die angekündigt wurden.

Auffällig ist auch, dass evangelische Träger in ihren Kitas Original Play angeboten haben, zum Beispiel in Hamburg und Berlin. Am 30. Oktober 2019 hat sich die Evanglische Kirche offiziell von Original Play distanziert. Einrichtungen, die für Original Play Räume zur Verfügung stellen, bekommen Geld dafür.

Original Play: Einladung zum Kindesmissbrauch?
„Für mich ist das eine Einladung zur Übergriffigkeit an Kindern“, meint Manuela Huber, Trauma-Expertin, in der Sendung.

Dass „dieser Verein (…) sofort verboten werden“ sollte, „weil er in einer hochkritischen, undifferenzierten Weise Körperkontakt in einer geschützten Situation, im Kindergarten, zu Kindern sucht und das in einer vollkommen unkontrollierten Art und Weise“, sagt Universitätsprofessor Dr. med. Karl-Heinz Brisch.

Er forscht und lehrt zum Thema frühkindliche Bindung an der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität in Salzburg. Er ist Kinder- und Jugendlichenpsychiater und Psychotherapeut, Psychiater und Psychoanalytiker für Kinder, Jugendliche, Erwachsene und Gruppen. Brisch hat Bücher geschrieben zu Bindungstheorie und Bindungsstörungen.

Donaldson stelle „sich gern als ehemaliger Universitätsprofessor vor“, sei „aber nie einer“ gewesen:

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Außer Berlin und Brandenburg haben sich bislang Hamburg und Bayern gegen Original Play in Kindereinrichtungen ausgesprochen, siehe der Kommentar „Warum es falsch ist, Original Play zu verbieten“ auf spiegel.de.