Nach der Fibel-Methode lernende Kinder haben mit Abstand die besten Rechtschreibkenntnisse. Das ist ein Ergebnis einer Studie des Instituts für Entwicklungspsychologie und Pädagogische Psychologie der Universität Bonn mit rund 3.000 Grundschulkindern in Nordrhein-Westfalen: In diesem Bundesland werden Kinder entweder nach der Fibelmethode, nach Lesen durch Schreiben bzw. Lesen nach Gehör oder nach der Rechtschreibwerkstatt-Methode unterrichtet. Doch was unterscheidet die drei Lesen-lernen-Methoden eigentlich voneinander?

Fibelmethode
Wenn das Lesen mithilfe einer Fibel, auch „ABC-Buch“ genannt, erlernt wird, ist von der Fibel-Methode die Rede: Das Kind untersucht im ersten Schritt die Buchstaben (Analyse) und ordnet sie dann Lauten zu. Im zweiten Schritt hängt das Kind die Laute wieder aneinander (Synthese). Deshalb ist die Fibel-Methode eine analytisch-synthetische Leselehrmethode. Buchstaben und Wörter werden nach festen Vorgaben eingeführt: vom Einfachen zum Schwierigen.

Lesen durch Schreiben / Lesen nach Gehör
Bei dieser Lesen-lernen-Variante schreibt das Kind gesprochene Worte auf – das Lesen lernt es quasi nebenbei, also während des Schreibens. Als Hilfsmittel kommt am Anfang eine sogenannte Anlauttabelle zum Einsatz: Zu jedem Laut gibt es ein Bild, etwa „A“ für „A“pfel, „E“ für „Ente“, „I“ für Igel und so weiter. Das Kind soll möglichst viel schreiben. Rechtschreibfehler werden beim Lesen nach Gehör zunächst nicht korrigiert werden, um das Kind nicht zu demotivieren.

Rechtschreibwerkstatt
Das Konzept der Rechtschreibwerkstatt ist angelehnt an Rechtschreibordnung sowie die Logik des Rechtschreiblernprozesses und wird selten unterrichtet. Dabei werden die Entwicklungsstufen als Ebenen eines Hauses betrachtet: Untergeschoss = Grundlagen, Erdgeschoss = Ordnung der Laute, 1. Obergeschoss = Ordnung der Wörter, 2. Obergeschoss = Ordnung der Sätze und Dachgeschoss = Rechtschreibregeln. Anfangs wird bei dieser Lernmethode ebenfalls nicht korrigiert.

Fibel-Methode bald (wieder) in ganz Deutschland?
In Bayern und Hamburg ist ausschließlich die Fibel-Methode zulässig, wenn

es um das Lesenlernen geht. Das brandenburgische Bildungsministerium hat am 26. September 2018 bekannt gegeben, ab dem Schuljahr 2019/2020 zur Fibel-Methode zurückzukehren.

Heinz-Peter Meidinger, Präsident des Deutschen Lehrerverbands, sagte gegenüber der Deutschen Presse-Agentur: „Die Bonner Studie gibt klar Hinweise, dass Schreiben nach Gehör nicht zu der angestrebten Rechtschreibkompetenz der Schüler führt.“ Wird die Fibel-Methode also demnächst wieder verbindlich an allen deutschen Grundschulen unterrichtet?