Das, was man erwartet hat: dass Lynne sich die Ärmel aufkrempelt und sichere Chart-Kracher der Springfield abfeuert: nehmen wir "I´m The Son Of A Preacher Man" oder "Wishin´and Hopin´", das bleibt aus. Lynne krempelt dafür andere Songs der größten Blue Eyed-Soulsängerin aller Zeiten vollständig um. Dort, wo Dusty Springfield die 1960er-typischen "Walls of Sound" aufbaut, entschleunigt Shelby Lynne das Material zu einem Floß, das einen Fluss hinab gleitet.

Langsam und sexy erschließt sie die Songs, die Burt Bacharach und Hal David, Barry Mann und Cynthia Weil einst für Dusty Springfield komponierten. Lynns eigenes "Pretend" reiht sich selbstbewusst in die Riege ein. Die Nashville-Sängerin will keinen Glamour, sie gibt dem Springfield-Songbook einen minimalistischen Schimmer und fördert zusammen mit dem dem Mann, der 1967 bei Dusty Springfields Aufnahme von "The Look Of Love" als Tonmeister im Studio gestanden hatte: Phil Ramone, dem Produzenten von Frank Sinatra, Barbra Streisand und Paul Simon, das zutage was sich dahinter verbirgt: die Emotion.