Südwest Presse:

Dass sich die Telekom nach den Geständnissen von Erik Zabel und Rolf Aldag nicht vom Acker macht, ist nur gut. Schließlich trägt der Sponsor eine Mitschuld. Die Konzernspitze hat vielleicht nichts gewusst vom Doping oder zumindest nichts wissen wollen. Was die Telekom wollte, war Erfolg um jeden Preis. Dass dieser Preis auch der Einsatz unerlaubter Mittel war, mussten die Herren, die sich gern im Glanz der rosaroten Helden sonnten, zumindest ahnen. Sollte die Telekom den Anti-Doping-Kurs des Teams T-Mobile unterstützen, ist es der richtige Weg. Dann muss man aber akzeptieren, dass Magenta mal nicht vorne leuchtet. Und wir, die Medien, müssen vielleicht akzeptieren, dass es nicht in der Natur des Menschen liegt, mit einem Tempo von 40 Stundenkilometer auf zwei 21 Millimeter schmalen Reifen durch die Pyrenäen und die Alpen zu rasen. Die Sportler haben betrogen, und sie haben gelogen. Aber ein Stück weit wollten wir alle betrogen und belogen werden. Nachgefragt hat jedenfalls keiner richtig.

Märkische Oderzeitung:

Auf jeden Fall sieht es jetzt so aus, als wenn die bisher so festgefügte Mauer des Schweigens und der Lügen in der dopingverseuchten Radsport-Szene endlich zu bröckeln beginnt. Langsam zwar, aber unaufhörlich. Für heute hat in Kopenhagen Bjarne Riis eine Pressekonferenz angekündigt. ... Wenn Riis auspackt, könnte das der ganz große Knall im Kampf gegen Doping sein hoffentlich.

Ostsee-Zeitung:

Leistungsdruck auf Sportler, dazu skrupellose Funktionäre und Mediziner, haben Doping

salonfähig gemacht. Dutzende Sportler hat es das Leben gekostet, zahllose die Gesundheit. Mit den jüngsten Geständnissen ist hoffentlich Sand ins Getriebe dieser schrankenlosen Entwicklung gekommen. Doch der Offenbarungseid von sechs Telekom-Rennfahrern darf nur ein Anfang sein. Reinen Tisch müssen auch andere Rennställe und Verbände im In- und im Ausland machen. Denn Doping ist, egal ob aus ideologischen oder aus Profitgründen, ein Verbrechen am Sportler. Und Mord am Vorbild Sport.

Stuttgarter Nachrichten:

Der Druck war zu groß: Das Doping-Geschwür ist geplatzt. Das weltumspannende Lügenkartell des Radsports bricht in sich zusammen. Und so verrückt es klingt: Mit großer Wahrscheinlichkeit ist es das Beste, was dem Sport passieren konnte. Durch die Geständnisse der ehemaligen Telekom-Größen kommt wieder ein wenig mehr Licht ins Dunkel der mafiösen Geflechte, die den Hochleistungssport seit über einem Jahrzehnt systematisch für ihre dreckigen Geschäfte missbrauchen.