Jeder fünfte Deutsche bekommt einen so genannten Niedriglohn. Der Niedriglohn liegt bei weniger als zwei Drittel des mittleren Stundenlohns in einem Land. Auf Westdeutschland gerechnet ergibt das einen Stundenlohn von unter 9,50 Euro. Davon können Arbeitnehmer in Ostdeutschland nur träumen. Dort liegt die Niedriglohnschwelle bei nur 6,87 Euro. Eine erschreckende Differenz, 20 Jahre nach der Wiedervereinigung.

Von Niedriglöhnen betroffen sind vor allem Arbeitnehmer von unter 25 Jahren, gering Qualifizierte, und befristet Beschäftigte, aber auch immer noch Frauen und Ausländer.

3,6 Prozent der Niedriglohn-Beschäftigten bekommen sogar unter fünf Euro die Stunde gezahlt. Wie die Wissenschaftler feststellten sei eine solche extrem niedrige Bezahlung in den meisten EU-Ländern "unzulässig". Die Institutsmitarbeiter Thorsten Kalina und Claudia Weinkopf betonten "kein anderes Land" habe in den vergangenen Jahren ein derartiges Wachstum des Niedriglohnsektors erlebt. Innerhalb des Untersuchungszeitraums 1995 bis 2008 ist der Niedriglohnsektor um 2,3 Millionen Menschen angewachsen. Lohnuntergrenzen gibt es in Deutschland bislang nur in sehr wenigen Branchen.